Sophia Junk (Mitte) stellte bei der DM einen Rheinlandrekord über 100 Meter auf.
Foto: Wolfgang Birkenstock
Manche hielten den Rheinlandrekord von Inge Helten bereits für eine ewige Bestzeit. Aber dann kam am vergangenen Wochenende Sophia Junk. Knapp 50 Jahre lang stand Helten, die ehemalige Weltrekordlerin, Staffel-Europameisterin von 1971 und zweifache Olympia-Medaillengewinnerin von Montreal 1976, mit der am 1. September 1971 im Trikot der DJK Andernach in Bonn gelaufenen 100-Meter- Zeit von 11,1 Sekunden in den Annalen des Leichtathletik-Verbandes Rheinland ganz vorne. Nun zog Junk mit ihr gleich. Im Vorlauf der Deutschen Meisterschaft in Braunschweig sprintete die 22-Jährige bei nur leichtem Rückenwind von 0,6 Metern pro Sekunde 11,34 Sekunden – und die sind im Quervergleich zu damals genau gleich zu behandeln wie Heltens Ergebnis. Warum? Auf die einst per Hand gestoppten Zeiten sind gegenüber den elektronisch erfassten Resultaten auf Strecken bis einschließlich 300 Meter 0,24 Sekunden draufzuaddieren – und das ergibt genau den Junk-Wert aus Braunschweig.
Rheinlandrekord egalisiert, persönliche Bestzeit aufgestellt und es in den 100-Meter-Endlauf geschafft – Junk strahlte. „Ich wusste, dass ich gut trainiert habe und die bisherigen Wettkämpfe in diesem Jahr zeigten mir auch, dass ich mich in einer guten Verfassung befinde. Aber mit einer so guten Zeit hatte ich nicht gerechnet. Mein Fokus lag darauf, ein technisch gutes Rennen zu laufen und die Fehler aus den vergangenen Wochen zu beheben. Ich bin stolz darauf, dass es mir so gut gelungen ist.“ Ihren Vorlauf entschied Junk für sich, im späteren Endlauf wurde sie mit 11,36 Sekunden Sechste – nur 0,04 Sekunden hinter dem Bronzerang. „Ich habe keine Sekunde damit gehadert, dass nicht viel zu Platz drei fehlte“, erklärte Junk. „Ich wollte noch einmal ein gutes Rennen auf die Bahn zaubern. Das ist mir gelungen, auch wenn der Start im Vorlauf besser war.“
Über Junks Paradedisziplin 200 Meter belegte sie in 23,47 Sekunden Rang vier. „Dass es gegen Alexandra Burghardt, Lisa Marie Kwayie und Rebekka Haase schwierig wird, war klar. Deshalb bin ich mit dem vierten Platz zufrieden“, resümierte sie. Dass die Zeit gut drei Zehntelsekunden über dem Hausrekord lag, hatte auch mit der Belastung vom Vortag zu tun. Junk: „Es war nicht davon auszugehen, dass ich über 100 Meter ins Finale komme. Danach waren meine Beine und ich auch mental müde. Es war kein Rennen für gute Zeiten.“
Das Abschneiden von Braunschweig gibt Junk ein gutes Gefühl auf dem Weg zu den weiteren Meisterschaften. Ende Juni steht die Heim-DM der U23 im Stadion Oberwerth an, und auch bei der U23-Europameisterschaft in Tallinn muss sie sich nicht verstecken. Mit ihrer Zeit von Braunschweig steht Junk in der europäischen U23-Jahresbestenliste auf Rang vier über 100 Meter. Über 200 Meter ist sie mit ihrem in Weinheim gelaufenen Rheinlandrekord von 23,15 Sekunden sogar Dritte.
Roger Gurski aus Andernach absolvierte in Niedersachsen den gleichen Doppelstart. 10,56 Sekunden bedeuteten Rang 15 über 100 Meter.. An die Leistung von vor einem Jahr, als der 23-Jährige 200-Meter-Bronze gewann, kam er diesmal nicht heran. Mit verhärteter Muskulatur musste er sich mit Platz acht (21,75 Sekunden) zufrieden geben.
Nach Mannheim fuhren von der LG Rhein-Wied Lennart Roos, Theresa Oxfort und Irina Fischbach, die beim Kadersportfest einen guten Eindruck hinterließen. Roos kann nach 55,11 Sekunden über 400 Meter Hürden für die U23-DM planen, Oxfort verbesserte ihre sechs Jahre alte 800-Meter-Bestzeit auf 2:13,74 Minuten und Irina Fischbach blieb in der Altersklasse U18 nur knapp hinter ihrer 400-Meter-Hürden-Zeit von Wattenscheid zurück (1:07,15 Minute).