Als Deutschlands beste Zehnkämpfer in Neuwied eintrafen, wussten sie noch nicht richtig, wo sie leistungsmäßig stehen. Als sie sich nach dem „Lotto Deichmeeting präsentiert von Rhodius Mineralquellen“ wieder auf den Heimweg begaben, waren fast alle zufrieden mit ihren Leistungen bei der ersten großen Mehrkampf-Bestandsaufnahme des Jahres. Zwei Wochen vor dem Qualifikationsmeeting in Götzis gewannen Niklas Kaul (3484 Punkte, Foto) und Carolin Schäfer (3811 Punkte).

 

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„Ich bin sehr zufrieden. Über 110 Meter Hürden habe ich schon während des Laufes gespürt, dass ich schnell bin. Mit dem Diskus hätte ich gerne weiter als 50 Meter geworfen, aber mit dem zweiten und dritten Versuch wollte ich dann etwas zu viel. Das ging leider nach hinten los. Im Stabhochsprung fühlte es sich gut an, die fünf Meter angegangen zu sein, die auch möglich gewesen wären. Über 200 Meter habe ich dann gemerkt, dass es ein langer Wettkampf mit nur kurzen Pausen war“, resümierte Europameister Kaul die vier Disziplinen im Neuwieder Rhein-Wied-Stadion vor einer guten Kulisse von gut 650 Zuschauern. Carolin Schäfer zog ebenfalls ein überwiegend positives Fazit. „Nur im Hochsprung ist momentan der Wurm drin. Die anderen drei Disziplinen waren in Ordnung“, berichtete die WM-Zweite von 2017. „Aber es wird Stück für Stück besser.“ Nach Hürdensprint, Hochsprung, Speerwurf und 150 Metern hatte Schäfer 15 Zähler Vorsprung auf Sophie Weißenberg. Die im vergangenen Jahr am Kreuzband verletzte Vanessa Grimm ließ die letzte Disziplin aus. Zuversichtlich blickte Frauen-Siebenkampf-Bundestrainer Jörg Roos nach den ersten Wettkampf-Eindrücken im Weltmeisterschafts-Jahr nach vorn: "Die Norm ist für alle drei möglich, und in Budapest hoffen wir, mit einem oder zwei Athleten unter die Top-Acht zu kommen. Heute haben sie auf jeden Fall schon einmal entsprechende Signale ausgesendet.“
Niklas Kaul hat die WM-Teilnahme bereits sicher – der Mainzer peilt in diesem Jahr noch die Olympia-Norm für Paris an, um Planungssicherheit für das kommende Jahr zu haben -, für Kai Kazmirek gilt das noch nicht. „Dir WM-Norm bleibt mein Ziel“, sagte der Lokalmatador aus Reihen der LG Rhein-Wied. Ob der 32-Jährige die Norm schon in zwei Wochen in Götzis in Angriff nehmen kann, steht noch in den Sternen. Rückenprobleme machten Kazmirek stark zu schaffen. Ans Aussteigen dachte er beim Heimspiel jedoch nicht. „In meinem Leichtathletik-Wohnzimmer, wo man so viele Freunde und bekannte Gesichter sieht, wollte ich trotz der Schmerzen starten. Ob eine Teilnahme in Götzis möglich ist, muss ich jetzt abwarten. Aber spätestens in Ratingen will ich performen“, kündigte Kazmirek an. Er lief die 110 Meter Hürden in 14,73 Sekunden, warf den Diskus 41,50 Meter weit, blieb im Stabhochsprung nach drei Fehlversuchen an der Einstiegshöhe von 4,70 Metern und im abschließenden 200-Meter-Lauf blieb die Uhr nach 22,76 Sekunden stehen.
Die Athleten genossen die Stimmung im Stadion genauso wie die Zuschauer. „Die Stimmung war sehr gut und die Kulisse prima. Wir konnten den Wettkampf genießen“, sprach Niklas Kaul für sich und seine Mehrkampf-Kollegen. Diese Worte freuten die Organisatoren und vielen ehrenamtlichen Helfer aus Reihen der LG Rhein-Wied. „Die Athleten waren mit dieser ersten Standortbestimmung zufrieden und die Zuschauer genossen den engen Kontakt zu den Sportlern. Nirgends verschmelzen Zuschauer und Athleten so wie hier“, resümierte Alexander Merl, Vorsitzender des DJK Neuwieder LC, einer der Stammvereine in der LG Rhein-Wied.
Im Vorfeld des Deichmeetings ließ die LG Rhein-Wied den Nachwuchs auf seine Kosten kommen. Die Finals der an den heimischen Schulen gestarteten Aktion „Wir suchen den schnellsten Neuwieder" komplettierten das Programm. Merl: „Wir haben auch hier tollen Sport vom Nachwuchs gesehen. Die Kinder und Jugendlichen wurden mit unserer Aktion erfolgreich an die Leichtathletik herangeführt.“ Bereits jetzt können sich die Leichtathletik-Fans den Termin des „Lotto Deichmeetings präsentiert von Rhodius Mineralquellen" im Kalender des kommenden Jahres eintragen. Am Samstag, 4. Mai 2024, wird die Mehrkampf-Elite wieder Station in Neuwied machen.