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Sophia Junk (Startnummer 1864) zählt zu den schnellsten Sprinterinnen Deutschlands. In den vergangenen Wochen präsentierte sie sich von ihrer besten Seite. Die Nominierung für die Europameisterschaft in Rom ist der verdiente Lohn.

Foto: Wolgang Birkenstock

Sophia Junk von der LG Rhein-Wied zählt zu den schnellsten Sprinterinnen Deutschlands. In den vergangenen Wochen präsentierte sie sich in Mannheim und Leverkusen von ihrer besten Seite. Die Nominierung für die Europameisterschaft in Rom ist der verdiente Lohn. In Italien hofft die 25-Jährige auf einen Einsatz in der deutschen 4x100-Meter-Staffel.

Was bedeutet Ihnen die EM-Teilnahme vor allem nach der schwierigen vergangenen Saison?
Die Teilnahme an der EM in Rom und auch weiterhin an den Olympischen Spiele in Paris waren und sind die ganze Zeit mein großes Ziel. Wenn man über solche Ziele spricht, muss man auch reflektieren, wo man gerade steht und wo man herkommt. Dabei habe ich noch einmal realisiert, dass ich in den vergangenen beiden Jahren nahezu keinen Wettkampf bestritten habe und natürlich auch Trainingsrückstand hatte. Das Erreichen dieser Ziele erfordert sehr harte Arbeit. Zum Glück habe ich mit Lisa Mayer und Kevin Kranz zwei Bezugspersonen und Trainingspartner, die die gleichen Ziele verfolgen und am gleichen Strang ziehen, wodurch das Training etwas einfacher fällt. Zwischen Dezember und April musste ich gesundheitlich sehr mit mir kämpfen. Das haben wir wieder in den Griff bekommen. Ich bin zurück auf der Bahn, und die Momente, wenn du das Einladungsschreiben zur EM bekommst, sind da natürlich etwas ganz Besonderes.

⁠In Mannheim und Leverkusen waren Sie zweimal hintereinander verdammt schnell. War es für Sie überraschend, dass es dort so gut lief?
Vor, während und nach der Hallensaison hatte ich massive gesundheitlich Probleme. Zwar lief ich bei der deutschen Hallenmeisterschaft über 60 Meter ein recht solides Ergebnis heraus, war aber in keiner Sekunde Herr über den eigenen Körper. Seit dem Trainingslager in Florida ging es wieder bergauf. Dort habe ich gemerkt, dass die Therapie anschlägt, meine Zeiten sich wieder verbessern und mein Selbstbewusstsein steigt. Trotz dessen ist man vor dem ersten Wettkampf sehr aufgeregt, da es nicht direkt heißt, dass man die Trainingsleitung auch im Wettkampf abgerufen kann. Nach dem so positiv verlaufenen Trainingslager gab es mir Sicherheit, mit Lisa Mayer als Trainingspartnerin auch in Mannheim auf der Bahn zu stehen. Wir konnten uns gegenseitig an unsere Limits pushen. Dass es so schnell wird, hätte ich nicht gedacht, aber diese persönliche Bestleistung habe ich jetzt immer dabei. In Leverkusen war es mir wichtig, meine gute Form zu bestätigen, weil wir dort ein kleines Ausscheidungsrennen für die Staffel hatten. Es gibt mir Sicherheit, dort noch einmal an meine Bestzeit herangelaufen zu sein. Meine gute Grundschnelligkeit, die ich jetzt habe, ist eine Voraussetzung, auch über die 200 Meter schnelle Zeiten laufen zu können.

⁠Was sind für Sie die Schlüssel für diese Top-Zeiten?
Einen richtigen Schlüssel dafür gibt es nicht. Man muss ,einfach‘ schnell rennen. Ich sage für mich immer, der Kopf kann die größte Waffe sein, aber auch das größte Hindernis. Mental haben mich die letzten zwei Jahre etwas gebrochen, dies konnte ich aber mithilfe eines Sportpsychologen aufarbeiten. Dies kombiniert mit den richtigen Zielen, harter Arbeit im Training und der Einführung von Ritualen bildet die perfekte und gesunde Mischung für den Erfolg. Harte Zeiten sind schwierig zu überstehen. Hat man dies aber geschafft, macht es einen nur stärker, und das hilft in der Zukunft.

⁠Für die Staffel sind Sie eine von sechs Nominierten. Wie geht es jetzt für Sie weiter, was sind Ihre Pläne, damit es für Sie auch funktioniert, eine der vier Positionen einzunehmen?
Diese Entscheidung liegt beim Bundestrainer-Team. Als Athletin kann ich mir nichts vorwerfen. Ich bin meine Bestleistung gelaufen und über mich hinausgewachsen. Ich habe mich in meiner besten Form präsentiert. Erfahrungsgemäß teilen die Bundestrainer uns eins, zwei Tage vor Staffelbeginn mit, wer läuft. Ich erhoffe mir natürlich, dass ich meinen Platz finden werde. Dafür drücke ich mir selbst die Daumen. Ich bin natürlich schon häufig einige Staffeln gelaufen, aber zum ersten Mal für eine EM bei den Großen nominiert zu sein, ist Herausforderung und hat einen anderen Nervenkitzel als alleine auf die Bahn zu gehen. Ich bin meinem ganzen Umfeld, das mir geholfen hat, mich fit auf die Bahn zu stellen, super dankbar. Wenn man aus schwierigeren Jahren kommt, kann man solche Momente viel mehr schätzen.